Wenn der Magen stillsteht – wie ein Schrittmacher das Leben zurückbringt
Margit litt nach Ihre Fundoplikatio zur Behandlung des chronischen Sodbrennens an einer Magenentlehrungsstörung.
Dies ist leider nicht selten. Sehen Sie, wie Margit mit dem Enterra®-Therapiesytem geholfen werden konnte und welchen Zuwachs an Lebensqualität dies für sie bedeutet hat. Nach einer Magenoperation hatte sie gehofft, endlich Ruhe zu finden. Doch statt Besserung kamen neue Beschwerden. Ständige Schmerzen, Völlegefühl, keine Energie. Essen wurde zur Belastung, das Leben blieb stehen – so wie ihr Magen. Erst der Magenschrittmacher brachte die Wende.
Vom Reflux zur Magenlähmung
Vor einigen Jahren wurde bei der Patientin eine sogenannte Fundoplikatio durchgeführt – eine Operation, bei der der obere Teil des Magens um die Speiseröhre gelegt wird, um Reflux zu verhindern. An sich ein bewährtes Verfahren gegen Sodbrennen. Doch bei ihr lief etwas schief.
Nach der Operation traten plötzlich massive Verdauungsprobleme auf. Die Ärzte stellten eine Magenentleerungsstörungfest, also eine Gastroparese. Der Magen bewegte sich kaum noch. Nahrung blieb liegen, die Verdauung kam zum Stillstand.
Eine erneute Operation wurde empfohlen – doch das wollte sie nicht. Sie versuchte alles: Medikamente, Ernährungsumstellungen, endoskopische Dehnungen. Nichts half.
„Ich habe überhaupt keine Lebensqualität. Ich kann nichts tun, keine sozialen Kontakte, keine Reisen. Ich lebe sehr zurückgezogen.“
Ein Satz, der zeigt, wie tief die Krankheit in den Alltag eingreift.
Wenn der Magen stillsteht
Gastroparese bedeutet wörtlich: „gelähmter Magen“. Der Muskel, der normalerweise die Nahrung rhythmisch weiterschiebt, ist träge oder komplett funktionslos. Meist ist ein Nerv geschädigt – der Vagusnerv, der die Magenbewegungen steuert.
Betroffene spüren:
starke Übelkeit und Erbrechen
Völlegefühl schon nach wenigen Bissen
Schmerzen im Oberbauch
ungewollten Gewichtsverlust
Im Alltag bedeutet das: ständige Einschränkung, soziale Isolation, Angst vor jeder Mahlzeit.
Ein neuer Ansatz
Als Medikamente und Dehnungen keinen Erfolg brachten, schlug der behandelnde Arzt etwas vor, das sie noch nie gehört hatte: einen Magenschrittmacher.
Er zeigte ihr das kleine Gerät – etwa so groß wie eine Streichholzschachtel. Zwei feine Kabel (Elektroden) führen vom Gerät zur Magenwand. Dort geben sie regelmäßige, elektrische Impulse ab, um die natürliche Magenbewegung zu stimulieren.
„Der Schrittmacher wird unter der Bauchhaut implantiert. Die Elektroden werden am Magen befestigt, um ihn zu stimulieren.“
In ihrem Fall sollte der Eingriff von Professor Sebastian Schoppmann durchgeführt werden, einem Spezialisten für funktionelle Oberbauchchirurgie.
Der Eingriff
Die Implantation eines Magenschrittmachers ist heute minimalinvasiv. Das heißt: kein großer Schnitt, sondern kleine Öffnungen in der Bauchdecke – sogenannte Knopflochchirurgie.
Der Eingriff dauert etwa 45 Minuten. Dabei werden:
zwei Elektroden in die Magenwand eingesetzt,
das Stimulationsgerät (der „Generator“) unter der Haut befestigt,
beide Komponenten miteinander verbunden.
Nach wenigen Tagen im Krankenhaus können die meisten Patientinnen und Patienten wieder nach Hause.
Mehr als nur eine Operation
Was viele nicht wissen: Der Schrittmacher ist kein Wundermittel, sondern Teil eines interdisziplinären Behandlungskonzepts. Ärztinnen, Chirurgen, Gastroenterologen, Ernährungsberater und Psychologen arbeiten zusammen, um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen.
Die elektrische Stimulation wirkt vor allem gegen zwei Hauptsymptome: Übelkeit und Erbrechen. Studien zeigen, dass diese Beschwerden bei den meisten Patientinnen deutlich abnehmen.
Zusätzlich untersuchen Forschende, welchen Einfluss die Therapie auf andere Faktoren hat – etwa auf Refluxbeschwerden oder das Mikrobiom des Darms, also die bakterielle Besiedelung.
Ein halbes Jahr später
Sechs Monate nach der Implantation zieht die Patientin Bilanz:
„Mir geht es im Großen und Ganzen ganz gut. Die Schmerzen sind fast weg, und ich bin sehr zufrieden. Die Lebensqualität passt wieder.“
Natürlich ist nicht alles perfekt. An manchen Tagen erinnert sie sich an die alte Zeit – an Schmerzen, Müdigkeit, Schlafprobleme. Der Schrittmacher kann gelegentlich „zwicken“, besonders beim Autofahren oder in der Nacht.
„Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wichtig ist, dass ich wieder leben kann.“
Ein Satz, der mehr sagt als jede Statistik.
Die Wirkung des Magenschrittmachers
Wie genau die elektrische Stimulation hilft, ist noch nicht vollständig erforscht. Sicher ist: Die Impulse regen die Muskeln des Magens an und beeinflussen gleichzeitig die Nervenbahnen, die Übelkeit und Brechreiz steuern.
Man kann sich das vorstellen wie beim Herzschrittmacher – nur eben für den Magen. Der Rhythmus wird stabilisiert, die Entleerung verbessert. Der Magen arbeitet wieder gleichmäßiger, die Symptome lassen nach.
Ein Hoffnungsträger für viele
Die Magenstimulatortherapie wird vor allem bei Patientinnen und Patienten eingesetzt, die auf keine andere Behandlung ansprechen.
Besonders profitieren:
Betroffene mit diabetischer Gastroparese,
Menschen mit Nervenschädigungen nach Operationen,
Patientinnen mit idiopathischer (ohne bekannte Ursache) Gastroparese.
Wichtig ist eine genaue Diagnose, meist durch Szintigraphie, also eine bildgebende Untersuchung der Magenentleerung.
Minimaler Eingriff, maximale Wirkung
Viele scheuen zunächst den Gedanken an eine Implantation. Doch im Vergleich zu anderen Operationen ist der Eingriff erstaunlich schonend.
kleine Hautschnitte, kaum Narben
kurze Operationszeit
wenige Tage Klinikaufenthalt
schneller Alltagseinstieg
Der Schrittmacher selbst ist kaum spürbar. Nur gelegentlich macht sich das Gerät bemerkbar – etwa beim Liegen auf dem Bauch oder bei längeren Autofahrten.
Kontrolle und Anpassung
Nach der Operation wird das Gerät regelmäßig kontrolliert. Über ein externes Programmiergerät können Ärztinnen und Ärzte die Impulsstärke und Frequenz anpassen.
Die Batterie hält im Schnitt 5 bis 10 Jahre. Danach kann der Stimulator unkompliziert ausgetauscht werden.
Die Patientin aus dem Video wird weiter betreut und regelmäßig überprüft. Ihre Entwicklung ist positiv – und sie selbst bleibt optimistisch:
„Vielleicht wird das andere noch besser. Es ist ja erst ein halbes Jahr her.“
Wenn Technik neue Lebensfreude schenkt
Für viele klingt es fast futuristisch – ein Schrittmacher für den Magen. Doch für Betroffene mit schwerer Gastroparese ist es eine echte Chance.
Medikamente können oft nur lindern, aber nicht heilen. Der Schrittmacher dagegen greift an der Ursache an – er ersetzt die fehlenden Impulse des Nervensystems und bringt den Magen wieder in Bewegung.
Das bedeutet:
weniger Übelkeit,
weniger Schmerzen,
wieder essen können,
wieder am Leben teilnehmen.
Ein Schritt zurück ins Leben
Heute, Monate nach der Implantation, ist aus der verzweifelten Patientin wieder ein Mensch geworden, der lachen, reisen und genießen kann. Natürlich gibt es Rückschläge. Doch sie weiß, dass es weitergeht – mit jedem Impuls, den ihr Schrittmacher sendet.
Die Magenstimulatortherapie steht exemplarisch für das, was moderne Medizin leisten kann: Technologie im Dienst der Lebensqualität.
Und manchmal reicht ein winziges elektrisches Signal, um ein ganzes Leben neu zu starten.