Wie ein Magenschrittmacher ein Leben veränderte – Die Geschichte von Janine

Manchmal schreibt das Leben Geschichten, die stärker sind als jede Diagnose. Die Geschichte von Janine ist so eine. Eine junge Frau, die nach Jahren voller Schmerzen und Einschränkungen endlich wieder essen, lachen und leben kann – dank einer innovativen Therapie: dem Magenschrittmacher.

Eine Diagnose, die alles veränderte

Schon kurz nach ihrer Geburt merkten die Ärzte, dass etwas nicht stimmte. Ihr Verdauungssystem funktionierte nicht so, wie es sollte. Nach unzähligen Untersuchungen stellte sich heraus: Janweilers Magen war zu 98 % gelähmt. Die Ursache lag in einer Schädigung des Vagusnervs – jener Nerv, der die Bewegung und Entleerung des Magens steuert. Die Diagnose lautete: komplette Gastroparese.

Gastroparese – das klingt harmlos, ist es aber nicht. Der Magen entleert sich dabei nur sehr langsam oder gar nicht. Normalerweise dauert es etwa vier bis fünf Stunden, bis der Magen nach einer Mahlzeit wieder leer ist. Bei einer Gastroparese bleibt die Nahrung jedoch liegen. Sie gärt, verursacht Übelkeit, Schmerzen, Erbrechen. Der Körper kann kaum Nährstoffe aufnehmen, die Betroffenen verlieren Gewicht und Kraft.

So auch Janweiler. Ihr Zustand verschlechterte sich zusehends – bis hin zur Lebensgefahr. Essen wurde zum Feind. Jeder Bissen bedeutete Schmerzen, jeder Tag ein Kampf.

Hoffnung in Köln

Die Wende kam, als sie in der Uniklinik Köln auf Professorin Jessica Leers traf. Dort erfuhr sie erstmals von einer Therapie, die in den USA und Europa bereits vielen Patientinnen und Patienten geholfen hatte: dem Magenschrittmacher von Entera Medical.

Das Prinzip klingt simpel, ist aber hochmodern: Ein kleines Schrittmachersystem sendet elektrische Impulse an die Magenwand. Diese Impulse sollen die natürliche Bewegung des Magens anregen und die Entleerung wieder in Gang bringen.

Die Behandlung ist minimalinvasiv – sie erfolgt über eine Bauchspiegelung. Zwei feine Elektroden werden an die Magenwand implantiert, verbunden mit einem kleinen Gerät, das unter der Bauchdecke sitzt. Dieses Gerät – kaum größer als eine Streichholzschachtel – ist für die Patientin spürbar, aber von außen nicht sichtbar.

Mit einem speziellen Programmiergerät können Ärztinnen und Ärzte die Intensität und Frequenz der Impulse anpassen. So lässt sich der Schrittmacher individuell einstellen und überwachen.

Ein kleiner Eingriff mit großer Wirkung

2019 war es soweit: Janweiler erhielt ihren Magenschrittmacher. Der Eingriff verlief problemlos. Schon kurz danach kam der Moment, der alles veränderte:

„Ich konnte direkt Spaghetti Bolognese essen.“

Ein Satz, der für die meisten selbstverständlich klingt – für sie war er ein Wunder. Nach Jahren, in denen jede Mahlzeit Qual bedeutete, konnte sie endlich wieder normal essen. Ohne Schmerzen. Ohne Angst.

Ihr Körper erholte sich schnell. Die Übelkeit verschwand, sie nahm wieder zu, gewann Energie. Heute – fünf Jahre nach der Operation – wiegt sie stabile 55 Kilogramm, treibt regelmäßig Sport und lebt wieder ein aktives, erfülltes Leben.

Wenn Technologie Lebensqualität schenkt

Die Magenschrittmacher-Therapie ist kein Zukunftsprojekt, sondern längst Realität. Weltweit wird sie seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt – auch in spezialisierten Zentren in Deutschland, etwa in der MIC-Klinik in Berlin.

Für viele Patientinnen und Patienten mit schwerer Gastroparese ist sie die letzte Hoffnung. Medikamente helfen oft nicht oder nur unzureichend. Eine Operation am Magen selbst birgt hohe Risiken und bringt selten den gewünschten Erfolg. Der Schrittmacher hingegen greift sanft in die Steuerung des Magens ein – ohne ihn zu verändern.

Er wirkt wie ein Taktgeber, der den Magen wieder „in den Rhythmus“ bringt. Die elektrische Stimulation fördert die natürliche Bewegung der Magenmuskulatur und verbessert so die Verdauung.

Was hinter der Gastroparese steckt

 Die Ursachen einer Gastroparese sind vielfältig. Häufig tritt sie als Folge von Diabetes mellitus auf, da erhöhte Blutzuckerwerte den Vagusnerv schädigen können. Auch nach Operationen am Magen, durch Virusinfektionen oder neurologische Erkrankungen kann der Nerv in Mitleidenschaft gezogen werden.

Die Symptome sind vielfältig:

frühes Sättigungsgefühl,

  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Blähungen,
  • Oberbauchschmerzen,
  • ungewollter Gewichtsverlust.


Viele Betroffene erleben eine enorme Einschränkung im Alltag. Essen wird zur Tortur, soziale Aktivitäten leiden. Nicht selten kommen psychische Belastungen hinzu – Angst, Isolation, Depressionen.

Genau hier kann der Magenschrittmacher helfen. Er bietet die Chance, die Magenfunktion zu stabilisieren und die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Die Operation im Detail

Die Implantation erfolgt meist unter Vollnarkose. Über kleine Einschnitte in der Bauchdecke führt das Operationsteam eine Kamera und feine Instrumente ein. Zwei Elektroden werden in die Magenwand eingesetzt – meist im Bereich des Antrums, also am unteren Ende des Magens.

Der eigentliche Schrittmacher wird anschließend unter der Haut in der Bauchdecke platziert und über Kabel mit den Elektroden verbunden.

Der Eingriff dauert in der Regel ein bis zwei Stunden. Schon nach wenigen Tagen können die meisten Patientinnen und Patienten wieder aufstehen und leichte Nahrung zu sich nehmen.

Nach der Operation: ein neuer Alltag

 Nach der Implantation beginnt die eigentliche Feinarbeit. Das Gerät muss individuell programmiert werden – abhängig von der Symptomatik, der Nervenreaktion und dem Empfinden der Patientin.

Über ein kleines Messgerät lassen sich die Daten des Schrittmachers auslesen und anpassen. Viele Betroffene berichten bereits wenige Wochen nach dem Eingriff über eine deutliche Besserung. Die Übelkeit nimmt ab, die Verdauung stabilisiert sich, das Gewicht normalisiert sich.

Auch Janweiler beschreibt diesen Prozess als schrittweise, aber stetig:

„Nach der Implantation konnte ich langsam wieder anfangen, normale Nahrung zu mir zu nehmen.“

Heute führt sie ein aktives Leben, treibt Sport, reist und pflegt Freundschaften.

Ihr persönliches Ziel nach der Operation: die Zugspitze zu besteigen. Nur ein Jahr später stand sie tatsächlich auf dem Gipfel. Ein Symbol dafür, dass man mit Mut, moderner Medizin und dem richtigen Team scheinbar Unmögliches schaffen kann.

Was dieser Fall zeigt

Die Geschichte von Janweiler zeigt, dass es Hoffnung gibt – auch dann, wenn klassische Therapien versagen.

Sie zeigt, dass moderne Medizintechnik nicht nur Symptome lindern, sondern Lebensfreude zurückbringen kann. Und sie zeigt, wie wichtig spezialisierte Zentren sind, in denen erfahrene Teams solche Eingriffe durchführen.

In Deutschland gehören die Uniklinik Köln und die MIC-Klinik Berlin zu den führenden Adressen auf diesem Gebiet. Beide Kliniken arbeiten mit dem Magenschrittmachersystem von Entera Medical und bieten Patientinnen und Patienten umfassende Beratung, Diagnostik und Nachsorge an.

Ein Appell an Betroffene

Wer an einer schweren Gastroparese leidet, weiß, wie zermürbend der Alltag sein kann. Wenn Medikamente, Ernährungsumstellungen oder psychologische Begleitung nicht mehr helfen, sollte man den Mut haben, nach Alternativen zu fragen.

Der Magenschrittmacher ist kein Allheilmittel – aber für viele ein echter Wendepunkt. Studien zeigen, dass die Mehrheit der behandelten Patientinnen und Patienten eine deutliche Verbesserung der Symptome und Lebensqualität erfährt.

Leben mit dem Magenschrittmacher

Ein implantierter Magenschrittmacher ist auf Langlebigkeit ausgelegt. Die Batterielaufzeit beträgt meist mehrere Jahre, danach kann das Gerät unkompliziert ausgetauscht werden.

Regelmäßige Kontrolltermine sind wichtig, um die Einstellungen zu prüfen und gegebenenfalls anzupassen. Im Alltag merken die meisten Betroffenen den Schrittmacher kaum. Sport, Reisen und ein normales Sozialleben sind problemlos möglich.

Janinne fasst es schlicht zusammen:

 „Seit der Implantation geht es mir besser, und ich kann wieder sportlichen Aktivitäten nachgehen.“

Ein Stück Normalität zurück

Heute blickt sie mit Dankbarkeit auf die vergangenen Jahre. Auf die Ärzte, die nicht aufgegeben haben. Auf die Technik, die ihr Leben verändert hat. Und auf die kleinen Dinge, die für sie wieder selbstverständlich geworden sind: ein gemeinsames Essen mit Freunden, ein Spaziergang, ein Lächeln ohne Schmerzen.

Was bleibt, ist eine Botschaft: Heilung beginnt oft dort, wo Hoffnung und Fortschritt sich begegnen.

Und manchmal reicht ein winziges Gerät – kaum größer als eine Münze –, um ein ganzes Leben wieder in Bewegung zu bringen.